DER FRACK
Der Frack, (white tie oder cravate blanche) auch als großer Gesellschaftsanzug bezeichnet, ist der König der
festlichen Herrenkleidung und stammt ursprünglich aus der Biedermeierzeit. Mag seltsam erscheinen, aber die Art
des geforderten Anzugs wird durch die Farbe der Schleife beschrieben. Der Frack nur zu vornehmlich großen und
besonders festlich gesellschaftlichen Anlässen getragen wie Opernbällen, Nobelpreisverleihungen, Diplomaten- und
Staatsempfängen oder Privataudienzen beim Papst getragen – dann sogar bei Tag. Sonst wird er nie vor 18 Uhr
getragen! So herrscht beispielsweise beim berühmten Wiener Opernball Frackzwang. Allerdings wird auch im
Reitsport Frack getragen, und zwar in den oberen Klassen beim Dressurreiten. Gerne auch vom Bräutigam am
Abend.
Heutzutage ist der Frack schwarz (seltener dunkelblau) und besteht aus der Jacke mit knielangen
„Schwalbenschwänzen“ (am Rückenteil), die vorn taillenkurz ist und grundsätzlich offen getragen wird.
Die Schwalbenschwänze reichen bis zur Höhe der Kniekehlen. Er hat zwar Knöpfe, wird aber prinzipiell
offen getragen.
In den meisten Fällen ist der Frack schon so geschnitten, dass er gar nicht geschlossen werden kann, um
diesen Faux pas zu vermeiden. Der klassische Frack ist schwarz, allerdings ist auch dunkelblau noch akzeptabel.
Die spitzen Revers sind meist mit glänzendem Seidensatin geschmückt. Die Frackhose hat ein oder zwei seitliche
Streifen aus Satin - auch Galons genannt - verarbeitet. Die "stilechte" Frackhose hat auf jeder Seite zwei
Seidenborten (Doppelgalons). Die Hose zum Frack wird niemals mit Gürtel getragen, sondern immer nur mit
Hosenträgern.
Das Frackhemd ist immer weiß, mit Stehkragen (Vatermörder) und gestärkter Hemdbrust. Die „korrekte“
Hemdbrust aus Baumwoll- Piqué ist recht unflexibel, so dass man sie unmöglich mit normalen Knöpfen zuknöpfen
kann. Daher gibt es für das Frackhemd statt einer Knopfleiste separate Hemdenknöpfe, die ähnlich wie
Manschettenknöpfe funktionieren (Frackknöpfe). Das Hemd hat eine einfache Manschette auch Wiener-Manschette
genannt, die nicht umgeschlagen, aber mit Manschettenknöpfen geschlossen wird.
Die Manschetten sollten zwei Finger breit unter dem Ärmelabschluss der Jacke hervorschauen, jedoch nicht über
das Handgelenk reichen.
Über dem Hemd wird eine weiße Frackweste getragen, die ebenfalls aus weißem Baumwoll-Piqué ist, genauso
wie die Fliege, von der daher auch die Bezeichnung „White Tie“ rührt. Die Weste sollte ca. 3 cm länger sein als die
vordere Länge des Fracks. Das Vorderteil ist, wie der Frack, mit Revers ausgestattet und kann zwei eingelassene
Westentaschen haben. Sie kann einreihig oder zweireihig sein und ist mit weißen Perlmuttknöpfen oder mit
piquébezogenen Knöpfen ausgestattet. Die Weste besitzt üblicherweise kein Rückenteil und wird stattdessen
hinten mit einem schmalen Taillenriemen (meistens Gummizug) gehalten.
Weste und Schleife aus Baumwoll-Piqué. (Ausnahme: Bei einem Begräbnis wird eine schwarze Weste getragen),
Dienstpersonal (Kellner etc.) tragen eine schwarze Fliege, um sich von den Gästen zu unterscheiden. Hemd, Weste
und Schleife werden zusammen oft als Frackset bezeichnet. Die Variante, den Frack ohne Weste und stattdessen
mit einem Kammerbund zu tragen, ist vor allem bei Musikern verbreitet, als klassischer Abendanzug aber eher
unüblich.
Der Fuß wird mit dunklen Seiden- oder Baumwollstrümpfen, die bis unter das Knie reichen (beim Sitzen darf man
keinesfalls Haut zeigen). Die einzig wahren Schuhe zum Frack sind elegante schwarze Lackschuhe, oft auch als
Tanzschuhe bezeichnet.
Als Kopfbedeckung zum Frack wird ein schwarzer Zylinder, oder auch die Klappvariante Chapeau Claque oft
getragen. Optionale Accessoires sind ein weißer Seidenschal und weiß Glacéhandschuhe. Erlaubt ist weiterhin
eine Taschenuhr mit Kette, das Tragen einer Armbanduhr gilt als Fauxpas! Taschentücher sind nur aus Stoff erlaubt.
Ein Einstecktuch ist zwar nicht gängig, aber möglich.
Es sollte weiß und aus Leinen oder Baumwolle sein. Besonderes Accessoire ist auch ein Frackstock, der mit
schwarzem Klavierlack lackiert ist und einen verchromten Knauf hat. Eleganter kann Mann sich nicht kleiden.
Im Bereich des Tanzsportes wird der Frack zum Standardtanz getragen. Er unterscheidet sich aber in vielen Details
von einem „richtigen“ Frack. So sind zum Beispiel die Ärmel gerade angenäht, um in der Tanzhaltung natürlich
auszusehen. Auch sind die einzelnen Teile wie Jacke, Weste und Hemd nur an den sichtbaren Stellen vorhanden,
um mehrlagige Partien zu vermeiden.
Der Frack ist bei großen Bällen immer noch das passendste Kleidungsstück. Auf den großen und traditionsreichen
Wiener Bällen ist zwar beispielsweise der Smoking auch erlaubt, dennoch kommen viele im Frack. Am Wiener
Opernball herrscht Frackzwang, d. h. alle Männer müssen einen Frack tragen, außer sie tragen eine
Ausgehuniform. Bei manchen Bällen besteht ein Frackzwangfür Debütanten.
In den skandinavischen Ländern stellt er auch auf weniger exklusiven Bällen die Herren-Standardbekleidung dar.
Der Ursprung des Fracks liegt im englischen „Frack“. Dies war ein Kleidungsstück der unteren, arbeitenden
Schichten. Anfang 1730 begannen junge Adelige diesen Frock zu informellen Anlässen (engl. Undress, franz.
Negligé) zu tragen. Er bestand aus Wolle und war bereits vorne von der Brust abwärts schräg verlaufend nach
hinten geschnitten. Zum Reiten wurde er aber auf Höhe der Taille horizontal nach hinten geschnitten, wodurch der
„riding-coat“ entstand.
Ab etwa 1750 gelangte der „Frock“ und der „riding-coat“ nach Frankreich, wo der „Frock“ zum „frac“ und der
„riding coat“, als Spezialfall, zum „frac à l'anglaise“ oder „redingote“ wurde. Diese zwei „fracs“ wurden in
Frankreich immer populärer, bis sie Ende des 18. Jahrhunderts das Straßenbild dominierten.
Ab 1800 setzte sich der „frac à l'anglaise“ immer mehr durch. In den folgenden Jahren veränderte sich der Frack
im Schnitt kaum, außer dass er in der Biedermeierzeit sehr tailliert war. Ab 1850 wurde der Frack allmählich nur
noch zu besonderen Anlässen getragen. Ab den 1930er Jahren wurde der Frack teilweise vom Smoking verdrängt.